Die Installation von Andreas Karl Schulze bezieht sich auf die spezifische Architektur im Innenraum der Markuskirche. Bespielt werden die 54 Kassettenfelder, die u-förmig den Kirchenraum umschließen. Für diese Kassettenfelder hat er eine ornamentale Malerei-Installation konzipiert. Ausgangspunkt ist ein Zitat aus dem Markusevangelium: „...und nichts ward geheim, ausser damit es ins Offenbare kommen soll.“ (Markus 4.22)
Herausgelöst aus dem Fluss der Narration – der Lebens- und Wirkungsgeschichte Jesus – des Markusevangeliums entwickelt dieses Zitat den Charakter eines Aphorismus. „Die Paradoxie und geheimnisvolle Aussage dieses Zitates wird wörtlich genommen und sichtbar gemacht“, mit diesen Worten beschreibt der Künstler sein Vorhaben und Anliegen. Dabei transformiert er das Zitat dahingehend, dass der Wortlaut in einzelne Buchstaben aufgelöst in sich verschränkt wird. Jede Kassette trägt einen in einzelne, mit Acrylfarbe bemalten Quadrate aufgelösten Buchstaben. Sie sind so angeordnet, dass sich zwei gegenläufige Leserichtungen ergeben. Daraus entwickeln sich der Ablauf und der Rhythmus der Sentenz und es wird eine endlose Wiederholbarkeit in einer u-förmigen Schleife ermöglicht. Was hier sehr kompliziert klingt, ist aber tatsächlich in seiner Sichtbarkeit einfach zu entschlüsseln.
Als erster Eindruck ergibt sich eine kryptische Buchstabenfolge in den Kassettenfeldern, die aber bei genauem Betrachten ein System offeriert, das den Betrachter immer wieder zum Ausgangspunkt des Wortlautes des Bibelzitates zurückführt. Der Betrachter erlebt eine gleichzeitige Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Letztendlich geht es der Installation um eine ständige Pendelbewegung zwischen Geheimnis und Erkennen (Offenbaren). Die ornamentale Textstruktur der Kassettenfelder-Abfolge wird so selbst zu einem Wahrnehmungsprozess der Enträtselung – damit es ins Offenbare kommen soll.